Der Einfluss der Gene – Was wir wirklich beeinflussen können
Der menschliche Körper ist das Ergebnis eines komplexen Zusammenspiels von Genetik und Umweltfaktoren. Ein häufig gestelltes Missverständnis lautet, dass unser Körperbau, unsere Gesundheit und unser Gewicht größtenteils durch unsere Gene vorbestimmt sind. Doch wie viel von dem, was wir über uns wissen – von unserer Körpergröße bis hin zu unserer Fitness – liegt wirklich in unseren Genen? Und wie viel können wir durch Lebensstil und bewusste Entscheidungen beeinflussen? In diesem Beitrag werden wir diese Fragen eingehend untersuchen, wissenschaftliche Erkenntnisse beleuchten und aufzeigen, warum unser Körper nicht allein durch die Gene bestimmt wird. Der wichtigste Punkt: Gene sind keine Ausrede mehr.
Gene und Körperstruktur
Die Gene, die wir von unseren Eltern erben, spielen eine entscheidende Rolle bei der Gestaltung unserer körperlichen Merkmale. Genetische Faktoren beeinflussen fast alle Aspekte unseres Körpers, von der Form unseres Gesichts bis hin zur Struktur unserer Knochen und Muskeln. Doch der Einfluss der Gene ist nicht unendlich, und in vielen Fällen liegt das Ausmaß des genetischen Einflusses in einem gewissen Rahmen. Hier einige zentrale Merkmale, die genetisch beeinflusst werden:
Körpergröße: Ein genetisch geprägtes Merkmal
Die Körpergröße ist eines der am häufigsten zitierten Beispiele für die Bedeutung von Genetik. Etwa 60–80 % der Körpergröße sind genetisch bedingt, was bedeutet, dass die Gene der Eltern stark dazu beitragen, wie groß ein Kind wird. Verschiedene Gene regulieren das Wachstumshormon, die Zellteilung und den Knochenwachstumsprozess. Auch wenn Umweltfaktoren wie Ernährung in der Kindheit eine Rolle spielen, bleibt der genetische Einfluss der dominierende Faktor.
Einige Wissenschaftler schätzen, dass Eltern eine größere Chance haben, ein Kind zu zeugen, das etwa die gleiche Körpergröße wie sie haben wird. Doch auch hier gibt es individuelle Unterschiede, die die genetische „Erwartung“ durchbrechen können. Im Wesentlichen bildet die Genetik den Rahmen, während die Umwelt den endgültigen „Bauplan“ des Körpers beeinflusst.

Wie unsere Gene uns formen
Unsere Körperstruktur – also die Breite der Hüften, die Länge der Gliedmaßen oder die Größe der Schultern – wird ebenfalls größtenteils durch unsere Gene bestimmt. Studien zeigen, dass die Knochenstruktur und die Muskelfaserzusammensetzung zum großen Teil von unseren Genen abhängen. So beeinflussen die Gene, wie schnell und effektiv unser Körper Muskeln aufbaut oder Fett speichert.
Beispielsweise gibt es Menschen, die von Natur aus einen „mesomorphen“ Körperbau haben. Ein muskulöses, athletisches Erscheinungsbild, das es ihnen leichter macht, Muskeln zu entwickeln. Andere Menschen, die genetisch bedingt weniger Muskelmasse aufbauen, haben einen eher „endomorphen“ Körperbau, der eine Neigung zu mehr Körperfett mit sich bringt. Das bedeutet jedoch nicht, dass jemand, der sich als „schlanker“ oder „kräftiger“ empfindet, sein gesamtes Leben in dieser Körperform verbleiben muss.
Gesichtszüge: Ein weiteres „Erbe“ der Gene
Neben der Körperstruktur beeinflussen Gene auch unsere Gesichtszüge und viele weitere äußerliche Merkmale. Zum Beispiel spielen Gene eine Rolle dabei, wie unser Gesicht aussieht. Wie groß unsere Nase ist, wie breit unser Kinn oder wie hoch unsere Wangenknochen sind. Diese Merkmale sind weniger von Umweltfaktoren beeinflusst. Es gibt einige wissenschaftliche Hinweise darauf, dass Ernährung und Lebensstil das Erscheinungsbild unserer Haut oder die Gesichtsmuskulatur beeinflussen können.
Was können wir wirklich verändern?
Obwohl die Gene einen bedeutenden Einfluss auf unsere Körperstruktur haben, ist es ein weit verbreitetes Missverständnis, dass wir unser Aussehen und unsere Gesundheit völlig der genetischen Veranlagung überlassen müssen. Umweltfaktoren – einschließlich Ernährung, Bewegung und psychischer Gesundheit – haben einen enormen Einfluss darauf, wie unser Körper funktioniert und sich entwickelt. Besonders, wenn es um Gewicht, Fitness und allgemeine Gesundheit geht, haben wir weit mehr Kontrolle, als wir oft glauben.
Ernährung: Mehr als nur Kalorien
Ernährung hat einen großen Einfluss auf unser Körpergewicht und unsere allgemeine Gesundheit. Auch wenn unsere genetische Veranlagung bestimmen kann, wie wir Fett speichern oder Muskeln aufbauen, spielt die Ernährung eine noch größere Rolle, wenn es darum geht, wie viel Fett wir tatsächlich speichern und wie gut wir uns fit halten können. Ein Kalorienüberschuss führt zu Gewichtszunahme, ein Kaloriendefizit zu Gewichtsverlust. Doch das ist nicht die ganze Geschichte: Die Art der Nahrung, die wir zu uns nehmen, hat ebenso Einfluss auf unsere Energie, den Muskelaufbau und unsere allgemeine Gesundheit.
Bewegung: Der stärkste Faktor für Veränderung
Training und körperliche Aktivität sind zweifellos die wichtigsten Faktoren, wenn es darum geht, unsere Körperstruktur zu verändern. Während uns die Gene eine Grundausstattung an Muskeln und Knochenmasse geben, ist es Bewegung, die unser Potenzial für Muskelaufbau und Fettabbau freisetzt. Hier spielt der Typ des Trainings eine wesentliche Rolle:
- Krafttraining kann den Muskelaufbau fördern, was besonders bei Menschen mit weniger Muskelmasse durch die Gene von Vorteil ist.
- Ausdauertraining hat positive Auswirkungen auf den Fettabbau und die allgemeine Gesundheit, unabhängig von genetischen Veranlagungen.
- HIIT (Hochintensives Intervalltraining) hat sich als besonders effektiv erwiesen, um sowohl Muskeln aufzubauen als auch Fett zu verbrennen – und zwar unabhängig von der genetischen Veranlagung
Die Forschung zeigt immer wieder, dass regelmäßige Bewegung nicht nur den Körper verändert, sondern auch die genetische Aktivität beeinflussen kann. Epigenetik – die Wissenschaft, wie Umweltfaktoren wie Bewegung und Ernährung die Gene „umschalten“ – zeigt, dass wir durch unseren Lebensstil tatsächlich unsere genetische Expression verändern können.
Psychische Gesundheit und Stress
Ein oft unterschätzter Umweltfaktor ist die psychische Gesundheit. Chronischer Stress kann den Körper in einen Zustand ständiger Alarmbereitschaft versetzen. Dies kann zu negative Auswirkungen auf den Stoffwechsel, das Immunsystem und den Fettabbau haben. Indem wir lernen, Stress zu reduzieren und eine positive mentale Einstellung zu fördern, können wir unser biologisches Gleichgewicht beeinflussen.
Gene sind keine Ausrede mehr

Ein weit verbreitetes Missverständnis und eine Entschuldigung, die viele Menschen für ihren Körperbau oder ihr Gewicht anführen, lautet: „Das liegt an meinen Genen. Ich kann nichts dafür.“ In der Vergangenheit war es durchaus üblich, die eigene genetische Veranlagung als Ausrede für gesundheitliche Probleme oder ein bestimmtes Gewicht zu verwenden. Aber die Wissenschaft hat längst gezeigt, dass unsere Gene nur einen Teil der Geschichte erzählen.
Gene sind keine Ausrede mehr. Sie stellen lediglich die Grundvoraussetzungen dar. Sie sind nicht der unerschütterliche Block, der den Körper in seiner Struktur oder seinem Gewicht festlegt. Es ist wichtig zu verstehen, dass unsere Umgebung – unser Lebensstil, die Entscheidungen, die wir treffen, und die Gewohnheiten, die wir entwickeln – einen noch stärkeren Einfluss auf unsere Körperstruktur und Gesundheit haben können.
Selbst wenn jemand von Natur aus einen langsamen Stoffwechsel oder eine Veranlagung für mehr Körperfett hat, kann er oder sie durch gezielte Änderungen in der Ernährung und im Bewegungsverhalten diese Veranlagung kontrollieren. Wir sind nicht einfach „Opfer“ unserer Gene, sondern können durch bewusste Entscheidungen ein gesünderes, stärkeres und fitteres Leben führen.
Der Fortschritt in den Bereichen Ernährung, Training und Epigenetik zeigt uns, dass wir die Kontrolle über unsere körperliche Gesundheit und unser Aussehen haben. Wenn du dich für ein gesünderes Leben entscheidest, kannst du auch den Einfluss der Gene positiv gestalten. Gene können uns den Rahmen geben, aber wir sind die Künstler, die den Körper aus diesem Rahmen heraus formen.
Fazit
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass unsere Gene zwar den Rahmen für unsere Körperstruktur und viele körperliche Merkmale liefern. Die Umgebung jedoch entscheidend dazu beiträgt, wie sich dieser Rahmen manifestiert. Wir können das Gewicht und den Körperbau, die uns durch unsere Gene vorgegeben sind, nicht völlig ignorieren. Wir können aber dazu beitragen sie zu verändern. Durch eine gesunde Ernährung, regelmäßige Bewegung und das Management von Stress haben wir die Möglichkeit, unser Potenzial vollständig auszuschöpfen. Gene sind keine Ausrede mehr – sie sind der Anfang, nicht das Ende unserer Geschichte.
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