Hüftarthrose – Warum baut sich der Knorpel ab?

Stell dir vor, dein Hüftgelenk ist wie ein gut geschmiertes Scharnier. Es funktioniert geschmeidig, trägt dich durch den Alltag, federt jeden Schritt ab – fast unsichtbar. Doch was passiert, wenn dieses Scharnier langsam seinen Dienst versagt? Wenn die Bewegungen nicht mehr leicht fallen, sondern schmerzen? Willkommen in der Welt der Hüftarthrose, einer Erkrankung, bei der der Gelenkknorpel – der natürliche Stoßdämpfer – langsam verschwindet.

Aber warum eigentlich? Warum baut sich der Knorpel ab? Entscheidet er sich einfach so, “weniger zu werden”? Die Antwort ist komplex – aber genau das macht sie auch spannend.

Knorpel – ein stiller Held

Bevor wir über seinen Untergang sprechen, schauen wir uns erst an, was Knorpel überhaupt ist. Der Gelenkknorpel ist eine glatte, elastische Schicht, die die Gelenkflächen überzieht. Er ermöglicht reibungslose Bewegungen und fängt Belastungen ab. Knorpel ist aber kein Muskel, kein Knochen – er lebt anders. Er hat keine Blutgefäße, keine Nerven, keine eigene Versorgung. Alles, was er zum Überleben braucht, muss er sich aus der umgebenden Gelenkflüssigkeit „holen“ – und das funktioniert nur durch Bewegung.


Wenn das Gleichgewicht kippt!

Knorpel befindet sich in einem empfindlichen Gleichgewicht zwischen Aufbau und Abbau. Wenn du dich regelmäßig bewegst, ohne dein Gelenk zu überlasten, wird der Knorpel durch die Gelenkflüssigkeit mit Nährstoffen versorgt und bleibt belastbar. Doch kippt dieses Gleichgewicht – sei es durch zu viel Belastung, Fehlstellungen oder Entzündungen – beginnt der langsame, schleichende Abbau.


Die wahren Gründe für die Hüftarthrose

Hier wird’s spannend. Der Knorpel baut sich bei einer Hüftarthrose nicht grundlos ab. Er wird aktiv beschädigt – und oft auch vernachlässigt. Hier sind die Hauptursachen:

Mechanische Überlastung – wenn Druck zu Schaden wird

Zu viel Gewicht, zu wenig Bewegung oder ständige Fehlbelastungen führen dazu, dass der Knorpel an bestimmten Stellen zu stark beansprucht wird. Stell dir vor, du trägst ständig einen schweren Rucksack – irgendwann wird ein Gurt reißen. Genau das passiert im Gelenk.

Fehlstellungen – der unsichtbare Feind

X-Beine, O-Beine oder eine Hüftdysplasie können die Druckverhältnisse im Gelenk verschieben. So wird der Knorpel einseitig überbeansprucht – und das über Jahre. Das Fatale? Viele dieser Fehlstellungen bleiben lange unbemerkt.

Entzündungen – der schleichende Zerstörer

Mikroschäden im Gelenk können kleine, oft unbemerkte Entzündungen auslösen. Diese setzen Enzyme frei, die Knorpelgewebe regelrecht aufschmelzen. Und leider ist der Knorpel ziemlich wehrlos: Ohne Blutgefäße kann er sich schlecht verteidigen.

Alterung – der natürliche Prozess

Mit den Jahren wird der Knorpel dünner, trockener und verliert an Elastizität. Seine Fähigkeit zur Regeneration nimmt ab – wie bei unserer Haut oder unseren Haaren. Das ist natürlich, aber bei manchen Menschen schreitet dieser Prozess schneller voran als bei anderen.

Stoffwechselstörungen & Genetik

Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes oder Gicht können die Knorpelversorgung stören. Manche Menschen haben genetisch „anfälligeren“ Knorpel oder eine erhöhte Entzündungsbereitschaft – ohne es zu wissen.

Kann man den Knorpelabbau stoppen?

Leider kann sich einmal abgebauter Knorpel nicht vollständig regenerieren – zumindest nicht auf natürliche Weise. Man kann den Abbau verlangsamen, manchmal sogar stoppen. Wie?

  • Durch gezielte Bewegung
  • Gewichtsreduktion bei Übergewicht
  • Vermeidung einseitiger Belastungen
  • Entzündungshemmende Therapien
  • Nahrungsergänzung und eine knorpelgesunde Ernährung
  • Injektionen mit Hyaluronsäure oder Eigenblut (PRP)
  • Und – wenn alles nichts hilft – der operative Gelenkersatz

Fazit

Wenn du an Hüftarthrose leidest, sei dir bewusst: Dein Körper sendet dir keine zufälligen Schmerzen. Der Knorpelabbau ist eine Reaktion auf echte, messbare Belastungen – nicht das Ergebnis von Pech oder Zufall. Je früher du eingreifst, desto mehr lässt sich retten.

Der Knorpel hat sich den Rückzug nicht ausgesucht – aber du kannst mitentscheiden, wie weit er geht.

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